Die SWOT - Ergebnis einer fundierten Analysephase
- Dipl.oec. Traute Kaufmann
- vor 3 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Die SWOT ist ein unverzichtbares Werkzeug in der strategischen Planung, welche dabei unterstützt, die Wettbewerbsposition des Unternehmens zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Doch sie ist kein eigenständiger Prozess: Die SWOT-Analyse muss das Ergebnis einer umfassenden Analysephase sein und darf diese keinesfalls ersetzen. Eine erfolgreiche Analysephase erfordert die Einbindung von Führungskräften, Mitarbeitern und gegebenenfalls Kunden, die wertvolle Perspektiven beitragen. In diesem Blogbeitrag erkläre ich, warum die Analysephase essenziell ist, wie Führungskräfte, Mitarbeiter und Kunden eingebunden werden, welche Instrumente für die Analyse des Unternehmens und sein Umfeld genutzt werden können und wie Sie die SWOT-Analyse effektiv einsetzen.
Was ist die SWOT Analyse?
Die SWOT-Analyse ist ein strategisches Framework, das interne und externe Faktoren eines Unternehmens oder Projekts systematisch zusammenfasst. Die vier Buchstaben bilden sich aus der Abkürzung folgender Inhalte

Strengths: Hier geht es um die Stärken und Vorteile des Unternehmens, wie bspw. einzigartige Kompetenzen oder starke Marktpositionen.
Weaknesses: Damit sind die Schwächen und Nachteile des Unternehmens gemeint, bspw. begrenzte Ressourcen oder ineffiziente Prozesse.
Opportunities: In dieser Kategorie werden die externen Chancen abgelegt, die sich aus den Umfeldentwicklungen ergeben, wie bspw. neue Markttrends oder technologische Entwicklungen.
Threats: Hier geht es um die Gefahren, denen das Unternehmen aufgrund von Umfeldentwicklungen ausgesetzt ist, wie bspw. hoher Wettbewerbsdruck oder regulatorische Änderungen seitens der EU.
Wichtig ist zu verstehen, dass die SWOT-Analyse kein Ausgangspunkt, sondern ein Werkzeug ist, welches die Ergebnisse einer gründlichen Analysephase verdichtet. Ohne diese fundierte Vorarbeit bleibt die Analyse oberflächlich und wenig aussagekräftig.
Die Analysephase: Der Schlüssel zum Erfolg
Die Analysephase ist das Fundament einer aussagekräftigen SWOT-Analyse. Sie erfordert eine systematische Untersuchung interner und externer Faktoren sowie die aktive Einbindung der Informationsträger. Diese sind Führungskräfte, Mitarbeiter, Kunden und sonstige Experten, die durch ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Expertise relevante Einsichten liefern können. Die Analysephase umfasst in der Regel die beiden folgenden Ebenen
Die Analyse des Unternehmens
Untersuchen Sie Unternehmensdaten wie Finanzkennzahlen, Mitarbeiterkompetenzen, Prozesseffizienz oder Kundenzufriedenheit. Beziehen Sie Führungskräfte und Mitarbeiter aus den relevanten Fachabteilungen (bspw. Produktion, Vertrieb, Marketing) ein, um ein umfassendes Bild der Stärken und Schwächen des Unternehmens zu erhalten. Nutzen Sie bewährte Instrumente, die sie bspw, in meinem Buch Strategiewerkzeuge aus der Praxis – Band 1: Analyse und Beurteilung der strategischen Ausgangslage abgebildet werden. Das Interview, die Lebensfähigkeitsanalyse, die Klassische Wertkettenanalyse (Supply Chain), die Wertkette als Kostenoptimierungsinstrument, die Innovationsrisikomatrix, die Customer Journey Analyse, die Nahtstellenanalyse oder die Funktionenanalyse. Für einige dieser Instrumente gibt es auch unterstützende Exceltools, verfügbar auf www.strategiewerkzeuge.com.
Die Analyse des Umfeldes des Unternehmens
Analysieren Sie den Markt, die Wettbewerber, technologische Entwicklungen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Führen Sie dazu Workshops mit Führungskräften und Mitarbeitern durch, um strategische und operative Perspektiven zu sammeln. Setzen Sie Werkzeuge wie die PESTEL-Analyse oder die 5-Forces-Analyse nach Porter ein und strukturieren Sie das Wissen entsprechend. Fragen Sie unbedingt auch Ihre Kunden nach deren Bedürfnissen, Markenwahrnehmungen oder deren Meinung zu Markttrends, um Chancen und Risiken präzise zu identifizieren. Nutzen Sie weitere externe Datenquellen und ergänzen Sie die bisherigen Erkenntnisse durch Branchenberichte oder eventuell verfügbare interne Berichte, um eine breitere Datenbasis zu schaffen. Im oben erwähnten Buch Strategiewerkzeuge aus der Praxis – Band 1: Analyse und Beurteilung der strategischen Ausgangslage sind auch weitere nützliche Analyseinstrumente abgebildet, wie die Megatrend- und Technologie-Analyse, die Industriekostenkurve oder die Mitbewerberanalyse.
Wie erstellen Sie eine SWOT-Analyse?
Nach Abschluss der Analysephase erstellen Sie die SWOT-Analyse wie folgt
Bündeln Sie die Erkenntnisse: Konsolidieren Sie die Ergebnisse der Analysephase, basierend auf den Ergebnissen der Workshops und den mit den Instrumenten gewonnenen Daten. Welche internen und externen Faktoren sind entscheidend
Erstellen Sie die SWOT-Matrix: Entwerfen Sie eine 2x2-Matrix mit den Feldern Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken.
Drücken Sie sich klar aus: Formulieren Sie aussagekräftige Einträge und arbeiten Sie mit präzisen Aussagen, wie bspw. „Starke Innovationskraft durch patentierte Technologien“, anstatt „gute Produkte“.
Entwickeln Sie die Strategien: Leiten Sie wirksame Strategien aus der SWOT-Matrix ab. Dabei muss auf die Stärken (Strengths) aufgebaut werden und auch die Chancen (Opportunities) sollten genutzt werden. Die Schwächen (Weaknesses) gilt es – insofern diese resultatebehindernd auftreten, zu minimieren. Die Risiken (Risks) sind in der Regel zu vermeiden.
Praktisches Beispiel
Betrachten wir ein Unternehmen, das nachhaltige Verpackungen herstellt. Die Analysephase könnte folgende Erkenntnisse liefern
Erkenntnisse aus der Unternehmensanalyse (Stärken und Schwächen): Die Analyse ergibt, dass das Unternehmen eine hohe Ressourceneffizienz vorweist. Auch wird eine starke Innovationskraft durch patentierte Materialien identifiziert. Jedoch stößt das Unternehmen hinsichtlich der Produktion auf begrenzte Fertigungskapazitäten, die Engpässe in der Produktion werden mit Hilfe der Wertschöpfungskettenanalyse quantifiziert.
Erkenntnisse aus der Umfeldanalyse (Chancen und Risiken): Die Kundenbefragungen zeigen eine hohe Nachfrage nach umweltfreundlichen Verpackungen, während die Branchenanalyse nach Porter (5-Forces) auf einen steigenden Wettbewerbsdruck durch große Konzerne hinweisen.
Mit Hilfe der SWOT werden die Ergebnisse nun wie folgt komprimiert und übersichtlich zusammengefasst
Strengths (Stärken): Patentierte, nachhaltige Materialien; hohe Innovationskraft.
Weaknesses (Schwächen): Begrenzte Produktionskapazität; hohe Produktionskosten.
Opportunities (Chancen): Wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten; neue Förderprogramme für grüne Technologien.
Threats (Risiken): Wettbewerbsdruck durch etablierte Konzerne; schwankende Rohstoffpreise.
Die aus der SWOT entwickelte strategischen Stoßrichtungen lauten
"Wir bewerben unsere patentierten Materialien, um die Nachfrage nach Nachhaltigkeit zu nutzen und Förderprogramme zu gewinnen."
"Wir setzen auf Partnerschaften mit externen Produzenten, um die Kapazitäten zu erhöhen und dem Wettbewerbsdruck zu begegnen."
Tipps für eine effektive SWOT-Analyse
Investieren Sie in die Analysephase: Nutzen Sie Instrumente wie die Excel-Tools oder das Buch „Strategiewerkzeuge aus der Praxis“ von strategiewerkzeuge.com, um eine gründliche Datensammlung und -auswertung zu gewährleisten.
Wählen Sie die richtigen Informationsträger: Beziehen Sie Führungskräfte, Mitarbeiter und Kunden ein, die durch ihre Expertise oder Erfahrung relevante Perspektiven bieten.
Fördern Sie offene Kommunikation: Schaffen Sie einen Raum, in dem die Informationsträger ehrliches Feedback geben können, um blinde Flecken zu vermeiden.
Aktualisieren Sie regelmäßig: Wiederholen Sie die Analysephase mit Stakeholder-Beteiligung und aktualisierten Instrumenten, um auf Veränderungen im Unternehmen oder Markt zu reagieren.
Fazit
Die SWOT-Analyse ist ein gutes Werkzeug, um strategische Klarheit zu schaffen – aber nur, wenn sie auf einer umfassenden Analysephase basiert, die Führungskräfte, Mitarbeiter und Kunden einbezieht. Spezialisierte Instrumente wie das Buch „Strategiewerkzeuge aus der Praxis - Band 1“ sowie die auf dieser Webseite zu erwerbenden Excel-Tools unterstützen Sie bei der Arbeit und machen die SWOT erst präzise und praxisnah. Die SWOT-Analyse ist kein Ersatz für die Vorarbeit, sondern deren strukturierter Abschluss.
Entdecken Sie weitere strategische Werkzeuge, praktische Tools und weiterführende Literatur auf www.strategiewerkzeuge.com und bringen Sie Ihre strategische Planung auf das nächste Level.
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